Am letzten Tag unseres Wanderurlaubes machten wir uns auf hinauf in das schroff gezackten Latemargebirge, dem ersten Dolomiten-Massiv östlich von Bozen, zum Torre di Pisa sowie zu der gleichnamigen Schutzhütte. Diese Wanderung hatten wir schon am zweiten Tag geplant aber leider nicht durchführen können. Aber nun war es soweit. Mit einer Dauer von 4:30 reiner Wanderzeit, einer Strecke von 9,6 km und 730 Höhenmeter hinauf und hinunter stand noch einmal eine anstrengende Wanderung in die alpine Gebirgslandschaft an. Gutes Schuhwerk, alpine Erfahrung und Trittsicherheit sollten bei dieser Tour vorhanden sein. Die Aussicht loht auf jeden Fall.

Das prächtige Bergmassiv des Latemar gehört zu den Dolomiten. Charakteristisch ist der abrupte Wechsel zwischen sanft gewellten Almen und den darauf sitzenden steilen Riffen aus Kalkstein. Der Latemar mit dem Eggentaler Horn (2.799 m) bildet ein sich nach Osten öffnendes, halbmondförmiges Kar, die Lasta die Valsorda. Die höchste Erhebung des Latemar ist der Diamantidi-Turm mit einer Höhe von 2.842 m. Vom Wanderweg und von der Hütte aus bietet sich uns eine sehr beeindruckende Rundsicht. Zwischen den hellen Kalksteinen können wir auch immer wieder prachtvolle Exemplare der Dolomitenflora bestaunen, wie etwa den Raetischen Mohn oder die Dolomiten-Teufelskralle.
Unsere Tour startet am Passo Feudo (2.190 m), den wir von Predazzo aus mit der Latemar-Bahn und dem Gardoné-Sessellift erreichen. Über den schmalen Wanderweg 22 steigen wir zunächst sanft bergauf an den Hängen des Latemarmassives mit den sanft gewellten Almen bis wir an eine Abzweigung gelangen, welche steil hinauf durch das schroffe Kalkgestein führt.



Nun führt uns der Wanderweg 516 steil hinauf entlang der Felswände teils durch Serpentinen oder einfach nur steil geradeaus. Diesen Abschnitt der Wanderung merkt man deutlich in seinen Waden. Auf dem Wanderweg liegt manchmal ein wenig Geröll, sodass man bei Aufstieg aufpassen sollte wohin man tritt. Ansonsten ist der Weg gut gesichert. Auf 2671 m Höhe erreichen wir dann die Torre-di-Pisa-Hütte, auch als Latemarhütte bekannt, am Gipfel des Cima Valbona im südwestlichen Teil der Latemargruppe. Die Hütte hat ihren Namen von einem schräg in den Himmel stehenden Felsturm ganz in der Nähe, dem Torre di Pisa. Die Hütte bietet sich als guter Ort für eine Rast an, um dann die Wanderung fortzusetzen.



Vom Rifugio Torre di Pisa (Latemarhütte) setzen wir nun den Wanderweg 516 in Richtung Gamsstallscharte fort. Dabei steigen wir den Weg hinter der Hütte hinauf und erreichen den Hubschrauberlandeplatz. Nun können wir auch den markanten Felsturm Torre di Pisa und das Felsenfenster Porta del Latemar sehen. Diese Felsnadel der Latemargruppe ist 40 Meter hoch und erinnert an den Turm der Stadt Pisa in der Toskana.





Der Wanderweg durch die Felsen bis zu der Felsnadel ist etwas schwierig, da die rot-weißen Markierungen, mit denen der Pfad gekennzeichnet ist, nicht einfach zu finden sind. Nach einem kurzen steinigen Stück führt der Weg zwischen den Felsnadeln durch die kleine Scharte Forcella Valsorda hindurch.


Danach verläuft der Wanderweg eher flach entlang der Schutthänge oberhalb der Karstlandschaft des Valsordakessels durch das Plateau der Latemargruppe bis zur einer Wegabzweigung. Dabei folgen wir den Weg 18 weiter in Richtung Gamsstallscharte, welcher noch einmal steil bergauf zur Kammlinie führt. Das Plateau der Latemargruppe sieht wie ein Teil der Mondlandschaft aus, wenn nicht vereinzelt ein paar Grasbüschel zwischen den Felsen wären.


Während des Aufstieges zur Kammlinie und oben angekommen kann man noch einmal die Umgebung bewundern. Oben angekommen schauen wir in den südöstlichen Kessel des Latemar, ein herrliches Panorama. Rechterhand befindet sich die Rotlahnscharte gefolgt von der östliche Latemarspitze, welche an den Rücken eines Riesen erinnert. Der Klettersteig über Latemar-Türme führt durch dieses Gebiet. Dafür ist alpine Erfahrung und Equipment vorausgesetzt.


Über die Gamsstallscharte (2620m) steigen wir nun hinab zum Sessellift Oberholz (2080m) nach Obereggen. Nun wartet noch eine schwierige Wanderstecke auf, bei welcher sicherer Tritt wichtig ist. Anfangs ist der Abstieg sehr eng und steil. Wir erreichen schnell das Steinlabyrinth der „Kathedrale“, es geht dabei bergauf und bergab. Bizarre Felsformationen prägen das Bild.
Weiter bergab kommen wir nun in eine Felsen übersäte Mulde an der Westflanke des Latemarmassivs. Zwischen den größten Felsen über Geröll müssen wir nun weiter absteigen. Dabei sollte man auf seinen Tritt achten, nicht dass man wegrutscht. Die Geröllmulde geht dann nach und nach in eine von Wiese bewachsenen Berghang über. Auf dem folgenden steilen Serpentinenweg (Weg 18) zuerst zwischen Felsen, Steinen und Kies, dann im Grünen geht es nun zur Bergstation des Oberholzliftes (2080 m). Während des Abstieges sieht man das wunderschöne Panorama von Obereggen und vom unteren Eggental. In der Ferne können Sie die Rittner Hochebene und die Weißkugel sehen.



Im Bergwald an der Bergstation des Liftes angekommen folgen wir nun den Weg 22 zurück zum Passo Feudo. Entlang des Pfads trifft man auf zahlreiche Erklärungsschilder mit Informationen zur lokalen Flora und Fauna und zu den Latemar-Dolomiten. Nach 45 Minuten erreichen wir die Abzweigung, an der wir zuvor zur Rifugio Torre di Pisa aufgestiegen sind.
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