Im letzten Sommer kam der Wunsch auf, die Nordlichter zusehen. Dieser Wunsch sollte in die Tat umgesetzt werden. Daher begann schon im letzten Jahr die Planung zur Reise zu den Lofoten mit all seinen Höhen und Tiefen.
Im März war es nun soweit. Die Reise zu den Nordlichtern und zum Polarkreis begann. Früh um 2:30 klingelte der Wecker und läutete die über 1900 km lange Fahrt von Dresden nach Kabelvåg via Bus, Auto und Flugzeug ein.
Der Flixbus brachte uns am Morgen zum Schönefelder Flughafen, wo wir mit Norwegian Airshuttle über Oslo nach Harstadt/Narvik geflogen sind. Der Flughafen von Oslo ist ein wunderbarer Ort für eine Wartezeit zwischen seinen Flügen. Die Hallen sind ausgekleidet mit Holz, typisch für Skandinavien, was ihm ein elegantes und modernes Aussehen verleiht. Er ist so konzipiert, dass er trotz der vielen Menschen ringsherum sehr leise ist. Viele kleine Restaurants und Bars laden zum Verweilen ein, aber man muss sich dabei neben den üblichen Flughafenpreisen auch auf die norwegischen Preise dafür einstellen.

Dies war auch das erste Mal in meinem Leben, dass ich im Winter in Gebiete mit Schnee geflogen bin. Umso faszinierender war die Maschinerie am Flughafen in Oslo. Ständig befreiten zahlreiche Räumfahrzeuge Start- und Landebahn von Schnee, damit die Flugzeuge sicher starten und landen konnten.
Die Landung auf dem Flughafen Evenes (Harstadt/Narvik) gestaltete sich ziemlich schwierig. Aufgrund starken Schneefalls war ein Landeversuch nicht möglich, sodass wir in sicherer Höhe etwa 30 Minuten über dem Flughafen kreisten. Trotz der Wartezeit war keine Besserung des Wetters in Sicht. Außerdem ging das Kerosin zuneige, sodass sich die Piloten gegen eine Landung entschieden und den 200 km entfernten kleinen Flughafen Kiruna in Schweden anflogen zur Zwischenlandung und zum Nachtanken des Flugzeuges.

Nach dem Zwischenstopp in Schweden ging es dann wieder zurück nach Norwegen und die Piloten hatten ein schmales Zeitfenster das Flugzeug zulanden, da sich das Wetter kurzzeitig verbesserte. Bei noch starken Schneefall landete das Flugzeug nun endlich in Evenes.
Nun war es auch schon Abend als wir auf den Lofoten angekommen waren. Eigentlich hatten wir vor mit dem Mietauto noch bei Tageslicht in unserer Unterkunft anzukommen. Das Wetter machte aber diesen Plan zunichte. Gebucht hatten wir unser Mietauto über Auto Europe. Das Mietauto war dabei deutlich günstiger beim Vermieter Sixt auf deren eigenen Website und bei allen anderen Vermittlern. Dort hatten wir uns für die Variante VW Golf oder ähnliches entschieden. Bei unserem ganzen Gepäck gab es allerhand Zweifel, wie wir das alles ins Auto bekommen sollten. Zu unserem Glück bekamen wir aber von Sixt einen fast neuen Skoda Octavia, sodass sich diese Zweifel in Luft auflösten.


Bei extrem starken Schneetreiben lagen nun noch 180 km Weg zwischen uns und unserer Unterkunft. Irgendwann nach 21 Uhr und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 30 km/h waren wir in Kabelvåg bzw. bei unserer Unterkunft angekommen und sind ziemlich schnell ins Bett gefallen.
Bei unserer Unterkunft handelte es sich um alte Fischerhäuser, welche vom Besitzer liebevoll saniert wurden. Die Fischerhäuser sind mit allen ausgestattet, was man für seinen Urlaub benötigt. Besonders der Kamin in der Küche/Wohnzimmer, welchen man mit Holz befeuern kann, verleihen den Hütten ihren Charm. Gelegen sind die Unterkünfte an der Küste in einem kleinen Fjord gegenüber dem Haupthaus, welches in das Wasser hineinragt. Sauna mit Meerblick rundet das Erlebnis ab.




Am nächsten Tag begannen wir ausgeschlafen und voller Motivation die Entdeckung der Winterlandschaft der Lofoten. Zuerst erkundigten wir uns über den Zustand der Wanderwege ringsherum bei der Tourismusinformation in Svolvær. Schneeschuhe und Spikes wurden uns empfohlen. Leider konnte man beides in den Geschäften der Stadt nicht ausleihen, sondern nur kaufen. Die Preise für das Equipment waren dabei ein vielfaches dessen, was man bei uns dafür bezahlt. So entschlossen wir uns auf diese Ausrüstung zu verzichten. Unsere Wanderung, welche ich in den nächsten Einträgen vorstelle, waren auch ohne die Ausrüstung machbar. Dennoch kann ich Schneeschuhe und Spikes zum Wandern wärmstens empfehlen.

Außerdem buchten wir einen Angeltrip, dazu aber mehr beim nächsten Blogeintrag. Svolvær ist eine der größeren Städte der Lofoten umrandet von zahlreichen Bergen. Geschützt liegt der Hafen in einer natürlichen Bucht und bietet dabei der Fischerei, dem Tourismus und dem Bootsbau einen Anlaufpunkt. Die Stadt ist dabei Ausgangspunkt zahlreicher Ausflüge.

Das Wetter verschlechterte sich nun immer mehr, aber dies hielt uns nicht auf das Fischerdorf Henningsvær zu besuchen. Das Dorf ruht auf vorgelagerten Inseln im Meer. Schon die Fahrt zum Dorf selbst bietet einige spektakuläre Ausblicke auf das Meer mit den vielen Inseln.

In Henningsvær wird täglich kommerzieller Fischfang betrieben, sodass man am Nachmittag die vielen kleinen und großen Fischerboote sieht, welche in den Hafen einfahren und ihre Ladung löschen. Auf dem großen Parkplatz am Anfang des Ortes kann man kostenlos sein Mietauto abstellen und von dort aus das Dorf per Fuß erkunden. Zahlreiche Blicke in den Hafen zeigen das rege Treiben, welches die Fischerei und ihre Industrie mit sich bringt.
Typisch für Norwegen bzw. für die Lofoten ist der Stockfisch, welcher auch in Henningsvær produziert wird. Auf zahlreichen Holzkonstruktionen am südlichen Ende des Dorfes hängen die Leiber der Fische zum trocknen. Anfang März beginnt die Fischsaison der arktischen Dorsche, welche zum Laichen zu den Lofoten kommen. Somit beginnt nun auch die Produktion des Dorsch Trockenfisches. Besonders interessant ist dabei, dass beim Dorsch-Trockenfisch zwischen 12 Qualitätsstufen unterschieden wird. Dafür ist ein älterer Herr in der dazugehörigen Fischfabrik, welche den Frischfisch verarbeitet, zuständig. Er riecht an jeden einzelnen Fisch und legt mit dem spezifischen Geruch die Qualität fest. Danach gesondert werden die Fische auch aufgehangen. Der Fisch bleibt dann bis Juni hängen, damit er ordentlich getrocknet ist.

Ich habe mich immer gefragt warum insbesondere die Möwen den Trockenfisch nicht fressen: Wenn der Fisch aufgehangen wird, ist dieser nur in den ersten 2 Wochen für die Vögel fressbar. In dieser Zeit wird er zumeist mit Netzen geschützt. Nach dieser Zeit ist er schon zu fest und trocken um von den Vögeln gefressen zu werden.

Auch noch interessant ist, dass der Großteil des Trockenfisches exportiert wird. Die Köpfe der Fische werden gesondert getrocknet und dann fast ausschließlich nach Nigeria exportiert, was die Fischköpfe dann in Afrika weiter verteilt. In Afrika wird aus den Köpfen Fischsuppe gekocht. Dabei kann jeder Kopf bis zu dreimal aufgekocht werden.

Zahlreiche typische rote „Fischerhäuser“ prägen das Ortsbild von Henningsvær. Dies macht das kleine Fischerdorf so interessant. Früher hatten die Farben der Häuser auch eine wichtige Bedeutung gehabt. Rot kennzeichnete die Fischer, welche der Unterschicht angehörten. Gelbe Häuser gehörten zur Mittelklasse und die Farbe Weiß an der Hauswand bedeutete man gehörte zur Oberschicht.
Auch interessant ist, dass die rote Farbe früher aus den Lebern der gefangenen Fische gewonnen wurde.
Nach einer Weile legte sich der starke Schneefall und die Sonne zeigte noch ein paar Strahlen, was den Ort in ein idyllisches Licht tauchte.

Nach den Holzkonstruktionen für den Stockfisch befindet sich am südlichen Ende des Dorfes noch ein kleiner Leuchtturm. Leider kann man diesen nicht besuchen. Der Weg dorthin führt über Privatgelände, welches versperrt ist. Dennoch macht der Leuchtturmkomplex mit der untergehenden Sonne von weitem eine gute Figur.


Ein Besuch des kleinen idyllischen Fischerdorfes kann ich nur empfehlen. Es lohnt sich, egal wie das Wetter ist.


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